Oberwesel: katholische Liebfrauenkirche
Der Baubeginn der spätgotischen Kirche konnte durch eine Jahreszahl auf einem verloren gegangen Glasfenster auf 1308 datiert werden. Zunächst musste jedoch die romanische Vorgängerkirche, die erstmals 1213 erwähnt wurde, abgerissen werden. Die Weihe des Chores fand nach einer dort eingemauerten Urkunde am 15. August 1331, wahrscheinlich durch Kurfürst Balduin von Trier persönlich. Danach zog sich der Bau noch weitere circa fünfzig Jahre hin bis zur Vollendung des 72 m hohen Turmes und des Langhauses. Als Baumaterial wurde Schieferbruchstein aus der Region verwendet, der dann rot verputzt und mit weißer Quadermalerei versehen wurde. Im Volksmund wurde sie auch „Rote Kirche“ genannt. Die Kirche selbst wurde als dreischiffige Basilika ohne Querhaus errichtet und besticht durch ihre schlanke und steile Form, die besonders durch die 18 m hohen Chorfenster deutlich wird. Das Langhaus wird durch einen Lettner vom Stiftschor getrennt. Besonders imposant ist der Goldaltar aus der Erbauerzeit. Am rechten Pfeiler vor dem Lettner befindet sich eine Darstellung des Hl. Jakobus als Pilger vor der Kathedrale von Santiago de Compostela aus dem 16. Jahrhundert. Vor ihm kniet eine kleine Pilgerschar und bittet ihn: „O heilliger Sant Iacop byt gott vor vns areme pilgerum“ (O heiliger Sankt Jakob, bitte Gott für uns arme Pilger). Rechts davon befindet sich unter dem Fenster ein Gnadenstuhl aus dem 15. Jh. mit der Darstellung der Dreifaltigkeit. Rechts neben Gottvater schaut Ihnen der Hl. Jakobus in die Augen. Zu früheren Zeiten zogen die Pilger durch Oberwesel nach Nordspanien und wurden hier durch eine Bruderschaft betreut.